Ein Erfahrungsbericht

Wir sind bereits viele Jahre in einer festen Partnerschaft. Über die Jahre war vieles alltäglich und gewöhnlich geworden. Wir lebten eher nebeneinander her und so richtig aufregend und frei fühlte es sich nicht mehr zwischen uns an. Wir beide waren an einem Punkt, an dem wir spürten, dass es so nicht mehr weiter gehen konnte. Dies war für uns Motivation genug, am Workshop teilzunehmen.

Neugierig und gespannt fanden wir uns mit den anderen Teilnehmern im stilvollen Saal des Schlosses Thammenhain ein.
Zunächst wurde viel über Bewegung, Tanz und Ausdruck gearbeitet. Hier erfuhren wir, die eigene innewohnende Energie des Körpers zuzulassen und sich damit ganz individuell zu zeigen. Dabei spürten wir einen deutlichen Unterschied zu unserem Alltag, wo wir bisher unser Verhalten eher an die Menschen im Umfeld anpassten, statt in einer Unabhängigkeit unser Eigenes zu leben.
Die Kursleitung Gundula Liebisch begleitete diese und viele weitere Erkenntnisprozesse der Teilnehmer sehr liebevoll und mit größtmöglichem Verständnis für die Menschen. Dabei wurde jedem genügend Raum gegeben und alle Fragen wurden solange beantwortet, bis alles verstanden war. Sie betonte immer wieder, wie wichtig es ist, die eigenen Gefühle im Körper wahrzunehmen und diesen eine Bedeutung zu geben. Für uns war dies sehr interessant und neu, da wir in unseren alltäglichen Gedanken und Abläufen wenig auf unseren Körper und unsere Gefühle achteten.

Wir begannen uns mit anderen Augen zu sehen. Es zeigten sich ganz besondere, individuelle Qualitäten, die bisher unbewusst geblieben waren. Wir lernten uns selbst neu kennen – und so auch den Partner.
Durch diese Erfahrungen stellte sich unsere Beziehung in einem anderen Licht dar.
Wir erkannten, dass wir von Glaubenssätzen und gesellschaftlichen Vorstellungen geleitet wurden. Dies hat jedoch wenig mit dem zu tun, was jeden Einzelnen und auch die Partnerschaft ausmacht.
Diese Erkenntnis ließ uns spüren, dass es noch mehr gibt. Etwas, was sich viel lebendiger, leichter und freier anfühlt. Ein wahrer Kontakt zwischen zwei Menschen, bei dem jeder unabhängig und eigenständig für sich steht.
Zwischen uns tat sich eine andere Verbindungsqualität auf – mehr Offenheit und Verständnis, auch eine andere, ehrlichere Kommunikation. Wir haben aufgehört, die Erwartungen des anderen erfüllen zu wollen und den anderen „zu brauchen“. Unsere Partnerschaft ist seither freier von Zwängen und Erwartungen und fühlt sich wieder lebendiger an.

Besonders sind uns auch die beiden Themenabende in Erinnerung geblieben. In ansprechender Atmosphäre nahmen sich Gundula und ihre Kollegen viel Zeit für Themen und Fragen, die in der Partnerschaft fundamental sind und aus denen immer wieder Probleme entspringen.

Wertvoll empfanden wir ebenso die Möglichkeit, in den Übungen Erfahrungen mit unterschiedlichen Menschen zu sammeln, und bewusst zu beobachten, wie sich das auf unser Empfinden und Verhalten auswirkt. Immer wieder konnten wir so viel über uns lernen, uns mehr verstehen und weniger bewerten sowie die Gefühle mehr annehmen und letztlich ausdrücken.
Mit der Zeit konnten wir unseren Gefühlsbereich besser spüren und wurden so auch sensibler für unsere eigenen Bedürfnisse.

Schlussendlich haben wir in den Tagen eine Vielzahl an Erfahrungen sammeln dürfen.

Und wir sind – jeder für sich – den Fragen: Wer bin ich? Was will ich? Was brauche ich? näher begegnet und den Antworten durch die zahlreichen Erfahrungen und Erkenntnisse aus uns selbst heraus auf die Schliche gekommen.

Bezugnehmend auf meine Tätigkeit in einem großen Unternehmen wurde mir bewusst, dass die Inhalte des Seminars auch in meinem Berufsleben als Führungskraft von ca. 60 Mitarbeitenden das Potenzial für eine positive Veränderung in der Unternehmung haben.

Mir wurde klar, dass alle Mitarbeiter als Menschen mit ihren ganz individuellen Bedürfnissen und Gefühlen gesehen werden sollten, nicht nur als bloße Erfüllungsgehilfen. In diesem Bewusstsein gehe ich auf sie ein und bringe ihnen ein anderes Verständnis entgegen. Sie fühlen sich erkannt und gesehen und können so ihr volles Vermögen in die Unternehmung einbringen.

Ich selbst kann klarer agieren und Grenzen setzen, da ich mich mehr und mehr traue, meinem Eigenen zu folgen und mich weniger abhängig vom Außen zu machen.
Ich habe erkannt, Konflikte anders zu betrachten. Nicht als Störfaktor, den man nur schnell irgendwie beseitigen will, sondern als Chancen, mit den beteiligten Menschen die wirklichen Gründe herauszufinden.

Ähnlich wie in der Partnerschaft ist es auch in den Unternehmen wichtig, eine ehrliche Basis zwischen den Menschen zu schaffen. Erst dann kann ein wahrhaft funktionierendes und leistungsstarkes Team entstehen, was aus sich selbst heraus agiert.

Eric Mesterheide

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